DFF – Treffen, Oktober 2020

Man sagt, man begegnet allem im Leben mehr als einmal. Das war auch beim DFF-Treffen im Oktober so. Da war wieder einmal Gewindestrehlen angesagt.

Johannes hatte sich bereit erklärt, die Vorführung zu machen. Daher hatte er sich, wie sich das gehört, ordentlich vorbereitet und zu Hause etwas geübt. In gewohnt souveräner Manier begann er seine Vorführung.

Verschiedene Musterstücke gingen durch die Reihen der erwartungsfrohen Anwesenden.

Der Demonstrator begann mit dem schwierigeren Teil, dem Innengewinde eines Döschens. Das Außengewinde auf dem Deckel läßt sich später einfacher auf den exakt passenden Durchmesser bringen.
Erst mal einen Freistich machen, Kante abrunden, dann kann es losgehen.

Eine Drehzahlempfehlung kann nicht gegeben werden, hängt ja vom Durchmesser des Gewindes ab. Hier sind es ca 400 U/min. Mit der Zeit kriegt man ein Gefühl dafür.

Es kann nicht schaden, das Holz etwas einzuölen, es strehlt sich so besser. Wachs geht auch ganz gut.

Nach Lehrmeinung wird beim Innengewinde die Werkzeugauflage parallel zur Längsachse eingestellt, darauf mit der linken Hand ein Meißel aufgelegt und darauf dann mit der rechten Hand der Strehler. Wozu das gut sein soll, weiß keiner, aber wir wissen es besser und machen es anders. Scheint auch zu gehen.

Oder auch nicht. Johannes vernimmt unliebsame Geräusche, die andeuten, daß das Gewinde “besoffen” ist. Nein, nicht wegen zu viel Schmieröl, es ist wohl etwas ausgebrochen, oder der Strehler hat den vorgeschnittenen Gewindegang verfehlt und sich einen zweiten Ausgang gesucht. Das kann vorkommen, wenn der Drechsler selber zu tief ins Glas geschaut hat oder wenn er die vorgeschriebenen 100 Übungsdosen noch nicht gemacht hat.

Sei’s drum, ist ja nur eine Geschmacksanregung, wir machen jetzt das Gegenstück, daher Innendurchmesser messen.

Der Außendurchmesser des Deckelgewindes sollte, je nach Dosengröße, so zwischen 0,5 und 1,5 mm größer als das Innengewinde sein. Hier liegen wir so etwa in der Mitte bei ca. 0,8 mm. Wenn das Gewinde fertig ist, wird probiert, ob es paßt und ggf. etwas nachgearbeitet. Aber auch hier gilt – was weg ist ist weg. Aufstrehlen ist noch nicht erfunden.

Auch hier erst wieder ein Freistich, man tut sich leichter. Allerdings – Manfreds Superdöschen haben bei Feinstgewinde im Millimeterbereich oft auch keinen, gekonnt ist gekonnt. Vermutlich hat der Streber mindestens 500 Übungsdosen gedrechselt. Zwei Fleißbildchen extra und 1 mit *.

Beim Strehlen ist’s wie beim Sex, man muß den richtigen Rhythmus finden, sonst trifft man die richtige Rille nicht. Maschine, Werkstück, Drehgeschwindigkeit und Drechsler müssen harmonisch und absolut gleichmäßig zusammenspielen, dann wird’ auch was.
Wenn nicht, Sekundenkleber drauf und Dose mit Gewalt zuschrauben.
Nein, Unsinn, dann kommt Ihr ja nicht mehr an Euer künstliches Gebiß darin ran. Besser ist üben, üben, üben.

Weil noch etwas Zeit übrig war, machte Johannes noch ein paar weitere Versuche.

Die Strehler solle man gut pflegen und auf der Diamantscheibe vorsichtig abziehen, um so besser wird das Ergebnis. Trotzdem bleibt es ein schabender Vorgang und es eignen sich vor allem dichte Werkstoffe wie Elfenbein, Knochen, Buchsbaum, Ebenholz, Olive usw., aber auch Birne und Apfel gehen gut.

Hier hat der Vorführer den Freistich vergessen und wußte dann wohl nicht mehr, wo er aufhören muß. Daher ist das Gewinde ziemlich lang geworden. Kann man so machen, muß man aber nicht.
Halt – man könnte es aushöhlen und Gewinderinge daraus machen, die man dann für mehrere Döschen verwenden kann. Raffiniert!

Wie immer gab es auch wieder eine kleine Darbietung mitgebrachter Werke.
Und auch heute wieder ein Dank an unseren Vorführer Johannes für den lehrreichen Abend.

 

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5 Antworten zu DFF – Treffen, Oktober 2020

  1. Manfred sagt:

    Hallo Frankendrechsler,

    @ Johannes,

    Vielen Dank für deine gute Vorführung !!
    Ganz sicher hast du deine Birnbaumdose mit einem schönen Gewinde und einer Schließumdrehung vermisst !
    Nachdem du mich um ein paar Dosen mit Gewinde und Demostücke zum Vorzeigen gebeten hast, ist dann diese Dose beim Einpacken in meinem Koffer gelandet.
    Bringe dir die Dose bei nächsten Treff natürlich wieder mit.

    Inzwischen sind ja 5 Jahre vergangen und was wir damals an diesem Stammtisch vorgeführt und besprochen haben, hat alles noch Gültigkeit.

    Jedenfalls freut es mich, dass du schon so weit bist und dir die Sicherheit erarbeitet hast, dass du auf der Drechsler Schoo Bühne in Neusles auftreten kannst.
    Du hast deine Vorführung sehr gut gemacht und ich hoffe, dass vielleicht der Eine oder Andere auch den Wunsch hat, eine Dose zum Auf-und Zuschrauben herzustellen.

    Ich könnte mir vorstellen, dass man im kleinen Kreis ernsthaft Interessierter einen Intensievkurs machen könnte, wo man kleine Verbesserungen in Technik und Material sofort korrigieren kann.

    @ Michael,

    auch dir ein Dankeschön für die ” Eifühlsamen Texte ” .
    Man merkt einfach, dass du dich im Gewindestrehlen und anderen, doch sehr wichtigen Disziplinen ganz gut auskennst.

    Und auch noch ein Dank an Ulli und Ernst, die Alles versuchen, etwas Normalität in Neusles enkehren zu lassen.

    Eine schön dekorierte warme Stadtwurst mit Kraut, ist doch schon ein Meilenstein zur Normalität.

    DANKE !

    Gruß
    Manfred

  2. Johannes Stark sagt:

    Hallo,

    vielen Dank Michael zu deinen Erläuterungen zu den Bildern. Die Worte sind wie das Salz in der Suppe. Ohne eine Erklärung können die Bilder wenig aussagen.
    Klasse Bericht.

    Auch Manfred vielen Dank für deine Worte. Ich möchte mich anschließen und hoffen. dass der ein oder andere mal wieder einen Strehler in die Hand nimmt und es probiert.
    Nur mit Übung gelingt es Gewinde zu strehlen.

    Gruß Johannes

  3. Helmut sagt:

    Hallo zusammen
    Meinen herzlichen Dank an Johannes für diese Vorführung zu diesem doch sehr anspruchsvollem Thema. Da stecken sicher ganz viele Übunsstunden dahinter. Und auch ein Dankeschön an Michael für den Beitrag. Damit haben wir neben Wolfgang noch einen dritten Berichteschreiber in unseren Reihen. Das macht unsere Berichte sicher noch vielfältiger in den Ausführungen. Genauso wie unsere Vorführungen – von Einstiegsthemen bis hin zu anspruchsvollen Arbeiten – alles dabei.
    Gruß
    Helmut

  4. Günther Gabriel sagt:

    Hallo Manfred

    Deine Idee mit dem “Intensivkurs” finde ich gut. Im kleinen Rahmen müsste das doch auch, unter Einhaltung der Coronaregeln, machbar sein. Leute wie du, Johannes oder Michael sehen doch oft auf dem ersten Blick was schon im Ansatz falsch läuft. Das sofortige korrigieren der Fehler würde zumindest über den ersten Frust hinweghelfen.
    Von meiner Seite besteht durchaus Interesse an so einem Kurs und ich glaube ich bin nicht der Einzige.

    Gruß Günther

  5. Manfred sagt:

    Hallo Günther,
    du triffst den Nagel auf den Kopf,

    Nicht nur sehen sondern auch hören.
    Du wirst sehen und hören, dass die Punkte auf die es ankommt, man tatsächlich übersieht oder einfach nicht kennt.
    Wenn man nach einen ” geführten Einstieg ” die Details von meinem Vortrag ( Bilder ) sieht und dann nochmal probiert, dann geht einem ganz sicher ein Licht auf und der Erfolg stellt sich ganz schnell ein.
    Noch schneller geht es mit dem richtigen Holz. Von 10 Hölzern, selbst vom gleichen Baum, könnte tatsächlich nur 1 Stück perfekt gehen, oder Alle !!

    Deine Adresse und Bild habe ich nicht gefunden,

    Könnte ja sein, dass du im Dorf neben mir wohnst.

    Gruß
    Manfred

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