DFF – Treffen am 10. Oktober 2024

Bei unserm heutigen Treffen, in Neusles, zeigt uns Ernst, wie er beim Erstellen von zwei neuen Treppenstreben, nach einem alten Muster zum Ziel gekommen ist. In einem früheren Bericht haben wir die Treppensprossen schon bewundert. Auf dem Bild ist das Muster und die zwei neuen Sprossen zu sehen. Welche ist alt und welche sind neu? Es ist schwer einen Unterschied zu erkennen. Nur die Enden der Sprossen geben das Geheimnis Preis.

 

Das Muster stammt aus einem alten Schulhaus. Wahrscheinlich aus den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts. Für die Restauration des Geländers werden zwei neue Sprossen benötigt. Ernst hat in dieser Arbeit seine Herausforderung geschehen und machte sich mit Freude und Elan ans Werk.

 

Als erstes hat er eine maßhaltige Schablone nach dem vorhandenen Muster erstellt. Wie bei Schreiner üblich, auf ein Stück Holz. Gezeichnet wird nur eine halbe Ansicht.

 

Die Kantel ist aus Eiche und die Seitenlänge ist 48mm. Beim fertigen Stab ist der grösste Durchmesser 44 mm.

 

Für die Schablone hat sich Ernst eine primitive Auflage vor dem Werksstück geschaffen. So hat er beim Arbeiten in der Kontur gut einsehbar vor sich liegen.

 

Die viereckigen Bereiche werden als erstes angezeichnet.

 

Schablone anlegen und an den eingebrachten Kerben der Schablone mit Bleistift die Positionen anzeichnen.

 

Mit einem kleinen Winkel wird der Bleistiftstrich auf alle 4 Seiten der Kantel übertragen.

 

Unsere Drechselfreunde lauschen aufmerksam dem Vortrag von Ernst. Ein Schelm, wer denkt es wird geschlafen.

 

Auf der linken Seite ist der (Drechsel) Nachwuchs zu sehen, aufmerksam wird der Opa beobachtet. Andere Kinder bekommen abends eine Geschichte vorgelesen. Das Enkelkind eines Drechslers schaut bevor es zu Bett gebracht wird beim Drechseln zu. Oh, ihre armen Enkelkinder.

 

Zwischen den kantigen Bereichen wird der Durchmesser 44 mm an gedrechselt.

 

Die Vierkante werden vorsichtig mit dem Meißel im 90° Winkel abgestochen. Dazu wird die spitze Meiselseite verwendet.

 

Helmut ist fleißig am Bilder schießen für den Bericht.

 

Die Schablone wird angelegt. Hinter der Schablone sie man die Ablage. So hat man das Profil immer vor Augen.

 

Passt!

 

Als nächste werden alle Positionen der Spitzstäbe angezeichnet.

 

Die Bezeichnung der Formen von rechts nach links, Spritzstab – Platte – Spitzstab – Karnies – halber Rundstab – Platte.

 

Vor dem Einschalten der Maschine wurde die Lünette montiert. Diese wirkt bei langen dünnen Drehteilen gegen das Schwingen. Das Werkstück ist in der Mitte zusätzlich fixiert.

 

 

Die Bleistift Markierungen werden, mit dem Meißel, durch eine kleine Kehle ersetzt.

 

Zuerst wird die Platte abgesetz.

 

Danach wird der Spitzstab mit dem Meisel gedrechselt.

 

Eine Seite ist fertig. Auf diesem Bild sind links die Einstiche für die Position der Kontur deutlich zu sehen. Des Weiteren sieh man die Handauflage die über die komplette Länge des Werkstückes geht.

Nun noch die an gegenüberliegende Seite drechseln.

 

Zur Anwendung kommen Röhre und Meisel.

 

Es ist vollbracht. Ein Abschnitt ist fertig. Die nächsten Arbeitsschritte sind das Schleifen, Wässern, Schleifen und Beizen mit Kasslerbraun. Nach dem Beizen wird noch Schellack matt aufgetragen, diese schütz die Oberfläche und gibt einen seitenmatten Glanz.

Kasslerbraun ist eine natürliche Beize, die aus Bestandteilen der Braunkohle hergestellt wird. Führers eine oft verwendete Beize mit den Hölzern bzw. Möbel usw. aufgewertet wurde.

 

 

Am Schluss dieses Berichtes sind die mitgebrachten Arbeiten unserer Drechselfreunde noch zu bewundern.

 

Unseren Dank an Ernst für die interessante, kurzweilige Vorführung über die Herstellung einer Treppensprosse. Heute zu Tage wird diese Aufgabe von NC-Drechselautomaten erledigt.

Ab nächster Woche ist unser Online Treffen wieder wöchentlich, Donnerstag um 18 Uhr.

Für das nächste Online Treffen empfehle ich den Bericht aus April 2011 sich anzusehen. In diesem Bericht zeigt Manfred alles, was man über das Vergolden wissen muss.

Generale ist in unseren Berichten, besonders bei den älteren, viel Wissen das vermittelt wird. Es lohnt zu immer zu schmökern. Ich habe den Eindruck, dass dieses zu wenig gemacht wird.

In der heutigen Zeit greift man, manchmal zu schnell, zu Handy, WhatsApp oder E-Mail.

Ich wünsche euch gute Tage in euerer Werkstatt und bleibt gesund.

 

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3 Antworten zu DFF – Treffen am 10. Oktober 2024

  1. Manfred sagt:

    Hallo Frankendrechsler,

    Im Gelben Forum hat einmal Einer die gedrechselten Sachen vor und nach der Jahrhundertwende als ALTMUFFIG beschrieben.

    Später haben ihm dann die neueren Döschen mit querpassigen Muster trotzdem gefallen.

    Scenenwechsel: Schwabacher Straße Fürth.
    Sandsteinfassade, 4 Stockwerke, großes Eichentor, Klingelplatte aus Messing auf Hochglanz poliiert.
    Im Treppenhaus roch es altmuffig nach Bohnerwachs und die Kriegerwitwe im 1. Stock hat immer noch die Stellung gehalten.
    Diese Erinnerung habe ich noch aus meiner Lehrzeit um 1955.

    Ob die geizeigten Treppensprossen beim Stammtisch aus dem Treppenhaus stammen, weiß ich nicht.

    Auf alle Fälle hat Erich den Ball aufgenommen und diesen Bericht geschrieben.
    Super gemacht Erich – bist ja auch aus Fäth !

    Und wenn es den Ernst nicht doch etwas gereizt hätte, mit seiner Erfahrung in die Zeit des Niedergangs des Drechslerhandwerks einzutauchen, dann würden die Sprossen halt immer noch fehlen.
    Ich hätte nicht gedacht, dass du die Kopie so fehlerfrei hinbringst.
    Auch sehr gut gemacht lieber Ernst. Selbst wenn die Honorierung
    solcher Arbeiten von Vorstandsgehälter Lichtjahre entfernt ist, Unser Aplaus war dir sicher und ein wenig glücklich hat es dich auch gemacht. Und – Das Glück hat keinen Stundenlohn !!

    Eine schöne Woche wünscht euch
    Manfred

  2. Helmut sagt:

    Hallo zusammen
    Auch von mir herzlichen Dank an Ernst für diese Top Vorführung und an Erich für diesen trefflichen Bericht. Man konnte mal wieder sehr klar erkennen das ein fundiertes Grundlagenwissen auch eine saubere Arbeit nach sich zieht. Glernt is halt glernt. Ansonsten schließe ich mich vollumfänglich den Ausführungen von Manfred an.
    Gruß Helmut

  3. Manfred sagt:

    Guten Abend Frankendrechsler,

    ein paar Gedanken zu den Treppensprossen.

    Es gibt heute Treppenbauer, die zaubern eine Wendeltreppe in ein Treppenhaus, da ist man sprachlos.
    Rundsprossen kombiniert mit Edelstahl / Ahorn.

    Nach Auftragsvergabe durch meinen Sohn bin ich in die Oberpfalz zu dieser Firma gefahren.
    Ein höchst moderner Betrieb mit modernster Technik.
    Sicherheitshalber habe ich den Chef mit Engelszungen gebeten, er möge doch bei der Treppenwange darauf achten, dass die zu verleimenden Wangenteile im Farbton zusammen passen.

    Der Tag des Treppeneinbaues rückte näher.

    Helmut meinte glernt is halt glernt !! Denkste . . . .
    Technisch vom Feinsten.
    Aber genau was ich nicht wollte:
    Genau in Augenhöhe in der breiten Wange, mitten drin ein dunkles Brett, das dunkleste Holz wahrscheinlich vom ganzen Ahorn Haufen.
    Der Programmierer vom CNC Automat – ja der war nicht dabei wie ich in der Werkstatt war. Dass ich ausgerastet bin, könnt ihr euch vorstellen !

    Mittlerweile tun mir die Farbunterschiede nict mehr so weh.

    Glernt is glernt, sacht der Helmut !

    Gruß
    Manfred

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