DFF – Treffen Januar 2014 Räuchermännchen

Räuchermännchen stand dieses mal auf der Agenda des Abend´s.


Wer hier glaubt “komisches Volk diese Franken, machen so ein typisches weihnachtliches Thema nach Weihnachten” den lassen wir einfach mal in dem Glauben – denn wir wissen es besser – erstens das nächste Weihnachten kommt bestimmt und zweitens eine Räucherkerze im Sommer auf der Terasse vertreibt so manchen lästigen Tiefflieger.


Unser Hausherr Ernst mit sehr wichtgen einleitenden Worten: “Hat sich jeder in die Brotzeitliste eingetragen ?” während Roland im Hintergrund schon seinen Auftritt entgegenfibert.


Apropo entgegenfibert – die Ruhe und Souveränität, die Roland während seiner ersten Vorführung vor uns ausstrahlte, das muss erst mal einer nachmachen.


Zuschauer die auch “zuhörten” waren wieder zahlreich erschienen – diverse Zählungen erbrachte die stattliche Anzahl von in etwa so cirka 37 plus minus eins Anwesenden Weiblein und Männlein.
Also kurz geschrieben “die Wanne war voll”.


Erstmal etwas Info am Anfang zur Geschichte dieser qualmenden Kollegen die 1830 erstmals urkundlich erwähnt wurden und sich schnell als Erzgebirgische Hand – und Heimarbeit etablierten. Sie sind allerdings wesentlich jünger als Engel- oder Lichterträgerfiguren bzw. die im damaligen Baiern/Tyrol erfundenen Nussknacker.


Kurz noch ein Blick auf den nachweihnachtlichen Gabentisch.


Mann / Frau beachte die Bürste im Gefäß im Vordergrund des Bildes – nee nicht was ihr denkt –
das ist [u]nicht[/u] für den katholischen Geistlichen zum Weihwasser verteilen, sondern das ist wirklich und ehrlich
für das stille Örtchen gefertigt. Rustikal und funktionell – damit ist auch dieser Ort für den ambitionierten mutigen Drechsler als erschlossen zu erachten. Den Drechselfreunden Franken sei Dank das dieser weiße Fleck auf der Erschließungskarte der wichtigen Ausstattungsgegenstände nun nicht mehr existiert.


Kantel einspannen rund machen, mit der selbstgefertigten Pappschablone den Durchmesser prüfen und Längsmaße mit dem Beistift markieren – so gehts.


Zum Einstechen der einzelnen Abschnitte des Körpers verwendet Roland bevorzugt einen Bedan.


Wie man sieht sieht man schon keine linke Hand mehr – ruck zuck fliegen die Späne und lagern sich auf der Hand ab um ordentlich auf dem Foto zu glänzen. Die wollten unbedingt aufs Bild und im Bericht erwähnt werden bevor sie den unvermeitlichen Gang in das Ofen antreten mußten. Selavie so ist das im kurzen Leben eines Drechselspanes.


Aber zurück zu unserem Räuchermännchenkörper. Roland gibt dem Kerle noch eine ansehnliche Form mit einer kleinen Röhre die, wie er am Rande erwähnte, zwar nie scharf wird nach dem schleifen aber immer schneidet.


Ganz ganz wenige können sich in ihren kühnsten Träumen vorstellen was das ist – – na wer gibt den ersten Tipp ab – –
also gut ich verrate es was ich im Werkzeugkasten gefunden habe – es gibt es tatsächlich – 60er ja 60er Schmirgelleinen
das mir Roland mitgebracht hat. Damit ich sowas in meinem Leben auch mal live sehen kann – es stammte noch von einem Vortrag den Gerhard mal vor Jahren über Oberflächenfinish gehalten hatte und Roland hat den Streifen in Ehren gehalten und sicher aufbewahrt. Glaubt mir ich war gerührt.


So sieht dann der Grundkörper aus wenn er kurz mit feinerem Leinen kurz geschliffen wurde.


Hier sehen wir einen Nasenbohrer. Stop das ist nicht der Finger der unüblicherweise in der Nase bohrt, sondern der kleine Bohrer der das Loch für die später einzusetzende Nase bohrt.


5mm Loch für den Mund – da sollte es später rausqualmen. Roland bohrt hier erst die kleine Löcher bevor er


die Rauchkammer ausbohrt. Hier mit einem 35 mm Forstnerbohrer. Ruck zuck sauberes Loch drin und so.


Die Verbindungsbohrung mit Durchmesser 12mm zur Mundbohrung genau auf Tiefe bohren. Das sollte ziemlich absatzlos geschehen um keine Kammer zu schaffen in der der Qualm stehen bleibt und den Abzug des selbigen behindert.


Drum prüfe hier und prüfe da und wenn du mit der Spitze unten auf Metall triffst dann ist der Bohrer im Loch.
Hier sieht man übrigens auch sehr schön die kleinen Löcher für die späteren Augen, die Nase und die Knöpfe.


Zwischen 35 Loch der Rauchkammer und Verbindungsbohrung noch etwas verrunden – na ihr wisst es sicher – damit der Rauch ungebremst abziehen kann und Hut nach gewünschter Form fertigdrechseln und abstechen. Den kleinen Rest mit dem Meisel – wichtig vom Körper weg – abschneiden.


Erfahrungsgemäß finden die ersten mündlichen Aufarbeitungen des eben gelernten noch während der Vorführung statt.
Ich habe mich in der Weise belehren lassen das dieses Verhalten wohl wichtig sei um die Nachhaltigkeit des Erlenten zu sichern. Ob es wirklich hilft kann ich nicht beurteilen aber nehmen wir mal an das es ggf. auch nicht schadet.


Alles jubelt, alles lacht wenn der Roland seine Späßle macht. Erfreulich ist es doch immer wieder wenn so ein Abend nicht ganz so “BierErnst” (entschuldigung Ernst das hier deine Name herhalten muss) abläuft.


Da war doch noch was – was war das doch jetzt gleich.
Ach ja wir brauchen noch ein Unterteil für unseren Qualmer.
Zwei Bohrungen im Bereich des Einsatzkranzes sorgen später dafür das von unten Luft angesaugt wird.


Die Passung die Roland mit dem Bedan gedrechselt hatt sollte ihren Namen schon verdienen.
Eine Passung die nicht passt ist nähmlich nichts wert und das Männchen würde keinen Halt zwischen Ober- und Unterteil haben.


Freistechen des Beinbereiches bis die Luftzulöcher sauber freiliegen.


Was hier wohl Thomas und Manfred mit ihren Händen in den Hosentaschen suchten ??


So sieht dann das fertig gedrechselte Unterteil aus bevor es abgestochen wird.


Roland mischte sich hier mal kurzzeitig unters Volk um die Stimmungslage zu erkunden.
Eine kleine Dose für erste Spenden zu Gunsten notleidender Räuchermännchen wurde von ihm gleich mit rumgereicht.
Damit auch jeder einen Blick hineinwarf hatt er als Erstausstattung der Dose die Miniteile Augen, Nase und Knöpfe hineingelegt. Klein kleiner am feinsten trifft die Beschreibung des Inhaltes wohl am genauesten.


Auf der braunen Scheibe liegen sie dann bereit zum Einleimen die Kleinstteile.


Die Werkstattuhr zeigt 7 Minuten vor Acht – also auf geht´s Entspurt.
Traditionell kommt hier der Punkt der etwas genauer besehen werden muss.


Und so sieht er dann aus die fränkische Version des Räuchermännchens a´la Roland.
Ca. 13 cm hoch und 45 mm im Durchmesser mit wohlgeformten Proportionen zwischen Gehstock und Pfeife.


Den Praxistest musste er natürlich auch bestehen. Vor dunklem Hintergrund sieht man sehr schön den Rauch aufsteigen. So soll es sein.
Und falls es beim Nachdrechslen nicht so recht klappt mit der Funktion fragen sie ihren Arzt oder Kaminkehrermeister oder bei unserm fränkischen Spezialisten für dieses Fachgebiet.

Für Mitglieder des konspirativen Fränkischen Drechslertreffens steht unter Tips und Tricks noch eine genaue Anleitung mit Maßskizze das uns Roland dankender Weise zur Verfügung gestellt hat.

Danke nochmals an Roland für seinen Vortrag der wieder eine neue Welt des drechslerischen Schaffens zeigte.

Mein fast unvermeintliches Fazit:
Ein schöner und gelungener Auftakt im neuen Jahr das die Vielfalt des Könnens der verschiedenen Mitglieder sehr Eindruckvoll aufzeigte.

Gruß
Helmut

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